Dabei gehen sie mit dem individualpsychologischen Ansatz etwas tiefer als es die „klassischen“ Ansätze aus der Verhaltensanalyse tun und steigen mit Fragen zur Selbstreflexion ein, die man stellt, bevor ein Mensch in Aktionismus verfällt. Um diesen theoretischen Gedanken einen praktischen Aufhänger zu verleihen, gibt es in der aktuellen Folge ein Beispiel als Grundlage.
Ein Manager sieht, dass ein neuer Konkurrent auf den Markt gekommen ist, der seinem Unternehmen die Marktanteile abjagen möchte. Sofort verspürt der Manager den Impuls, dass seine Firma den Ausstoß erhöhen und die Preise senken muss, um den Markt zu überschwemmen und dem Konkurrenten „das Genick zu brechen“ (warum der Manager sich hier so martialisch ausdrückt, erfahren wir später).
Nun gibt es fünf Fragen – und die dazugehörigen Antworten des Managers, um im Beispiel zu bleiben – mit denen man sich selbst und die eigenen Motive in einer solchen Situation überprüfen kann.
Frage: Wie erlebst du dich in dem Moment, in dem du in Aktionismus verfallen willst?
Antwort des Managers: Als Verlierer. Ich fühle mich besorgt und angegriffen. Es befindet sich eine große Last auf meinen Schultern und ich bin sehr wütend darüber, dass dieses andere Unternehmen auf dem Markt ist.
F: Wie erlebst du in diesem Moment den anderen?
A: Als Aggressor, richtig unverschämt. Er will uns vernichten und kämpft mit unlauteren Mitteln.
F: Was meinst du, denkt der andere über dich?
A: Er denkt, dass ich ein Schwächling bin, den man besiegen kann. Jemand, der einknicken wird und kraftlos ist.
F: Wie ist in diesem Moment deine Beziehung zu dem anderen?
A: Sie ist schwer angeknackst durch das unlautere Verhalten des Konkurrenten.
F: Wie ist jetzt gerade das ganze Leben für Dich?
A: Akute Orkangefahr! Da braut sich etwas zusammen…
Bei diesen Fragestellungen geht es darum, wie ich mich selbst und den anderen sehe, wie sich das auf die Beziehung und letztlich auf mein gesamtes Leben auswirkt. Denn alle Probleme, denen wir uns gegenübersehen, haben einen zwischenmenschlichen Aspekt.
Was ist also in unserem Beispiel passiert? Der Manager verfällt in eine dysfunktionale Kommunikation mit sich selbst. Im inneren Monolog sieht er sich als Verlierer. Denn die Frage „Was glaubst du, denkt der andere über Dich?“ hat sehr viel mit dem Selbstbild einer Person zu tun, wenig bis nichts hingegen mit der wahren Meinung des anderen. Sein Gegenüber nimmt er als Aggressor wahr. Sein eigenes Selbstbild, das des Schwächlings, projiziert er in sein Gegenüber, was zu einem emotionalen Notstand bei ihm führt. Daher wird als Notprogramm der Aktionismus aktiviert und ein klares Urteilsvermögen wird ausgeschaltet.
Gibt der Manager seinem aktionistischen Impuls nach und gibt er ihn an seine Mitarbeiter weiter, würde es auf einen ruinösen Wettbewerb hinauslaufen. Damit würde er nicht nur seinem Unternehmen, sondern letztlich sich selbst schaden. Mit einem Beispiel von euch selbst, bei dem ihr euch in einem Konflikt bzw. Zwiespalt befunden habt, könnt ihr diese Fragen einmal durchspielen, wenn ihr diesen „Film“ an der emotionalsten Stelle anhaltet. Oft macht es Sinn, diese Situationen im Zwiegespräch mit jemand anderem zu betrachten. Mit diesem Thema beschäftigen wir uns u.a. im Training „Führung und Persönlichkeit“ unserer „führen mit Herz“-Academy, oder extra für euch maßgeschneidert. Bei uns vor Ort, oder bei euch im Unternehmen – für Einzelpersonen und Gruppen. Kontaktiert uns unter mail@fuehrenmitherz.de oder über LinkedIn. Wir freuen uns auf eure Nachrichten.